Nachlese zum Selbsthilfetag

Nun ist er vorbei, der 34. Hannoversche Selbsthilfetag, dieses Jahr wegen Corona in virtueller Form. Eine große Herausforderung, die wir zu Beginn der Idee nicht so aufwendig eingeschätzt haben. Das wurde dann erst nach und nach klar. Doch die Vorfreude und eine Ahnung davon, wie toll das Ergebnis aussehen wird, hat uns immer wieder motiviert. Da soll doch mal einer sagen, die Selbsthilfe ist antiquiert und unbeweglich!!! Ganz im Gegenteil: so bunt, vielfältig, verschieden und wahnsinnig engagiert und dabei sehr neugierig und offen Neuem gegenüber, wie wir es in unserer täglichen Arbeit immer wieder erleben!! Natürlich ist der reale Selbsthilfetag direkt am Kröpcke anders, weil man da natürlich direkt im Kontakt mit Menschen steht, doch die Alternative wäre kein Selbsthilfetag gewesen und das wäre auch nicht gut gewesen. In der derzeitigen Situation, mit den massiven Einschränkungen war es eine gute Möglichkeit sich zu präsentieren. Sogar die heimische Presse hat mit Artikeln auf den virtuellen Selbsthilfetag hingewiesen, darüber haben wir uns alle gefreut. Das Format geht nicht verloren, wir können es jederzeit nutzen, mal sehen, was die Zukunft bringt…

sg

Ein aufregendes Wochenende

Der Selbsthilfetag hat uns schon sehr auf Trab gehalten die letzten Wochen. Am Freitag und Samstag letzter Woche haben wir sogar von zuhause aus gearbeitet und standen im direkten Kontakt mit unserem Administrator. Am Freitag mussten noch Dinge bearbeitet werden und immer wieder haben wir mit unserem Administrator Christian Riemen telefoniert und wir haben uns über die letzten Fragen abgestimmt. Wir hatten schon eine Woche vorher einen Zugang zur Selbsthilfetag-Homepage bekommen und konnten selbst Inhalte einfügen/ändern/ergänzen. Somit haben immer drei Personen an der Selbsthilfe-Seite gearbeitet. Das war alles ganz schön aufregend! Aber je weiter wir zeitlich fortschritten, desto begeisterter wurden wir.

Der Vorlauf begann ja schon Monate vorher: Nachdem wir die Einladung verschickt haben, kam wenig Rücklauf, so dass wir überlegt haben, was machen wir jetzt? Sehr schnell war uns klar, dass wir telefonieren müssen. Das haben wir dann auch getan – ca. 70 Ansprechpartern*innen haben wir kontaktiert und dann flatterten die Anmeldungen /Materialien usw. rein. Wir waren und sind begeistert! Über 60 Selbsthilfegruppen wollten mitmachen. Alles zu sortieren und dann die großen Datenmengen zu versenden, damit auch der Administrator versteht, was wozu gehört, war eine große Herausforderung, die uns aber gut gelungen ist.

Die große Frage war ja, wird alles klappen? Ist alles richtig? Gibt es Interessierte, die sich die Seite anschauen? Das hat mich und das gesamte Team doch nervös gemacht. Besonders am Freitag Abend waren wir schon sehr angespannt und aufgeregt. Als dann Samstag alles lief, waren wir sehr erleichtert. Jetzt müssen/mussten wir nur noch die Einträge für das Gästebuch betreuen, sie müssen ja immer freigeschaltet werden.

Alles in Allem ein sehr aufregendes Wochenende, aber ich freue mich so über den gelungenen 34. Hannoverschen Selbsthilfetag – virtuell und bin auf die nächsten 2 1/2 Wochen gespannt.

sg

Poetry Slam “Ich und Depression?”

Eine Veranstaltung in Corona-Zeiten durchzuführen ist eine große Herausforderung. Das Bündnis gegen Depression in der Region Hannover nahm sich dieser Herausforderung mit einer Veranstaltungsreihe an. In Kooperation mit „Macht Worte!“ und dem Sozialpsychiatrischen Verbund der Region Hannover haben wir einen Poetry Slam mit Hygienekonzept geplant und auf die Beine gestellt.

Unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln durfte der Slam im Saal des Haus der Region mit 50 Gästen stattfinden. Die Anmeldungen liefen per E-Mail über die KIBIS, da die begrenzen Plätze schnell ausgebucht waren, wurde eine Nachrückliste eingerichtet. Dank rechtzeitiger Absagen konnten von der Nachrück-Liste noch 3 Personen am Abend teilnehmen. Am Einlass erschienen dann, von den 50 vorangemeldeten, 47 Gäste. Das passte ideal, denn es kamen noch 3 weitere Gäste und wir mussten so niemanden nach Hause schicken. Somit konnte der Abend vollzählig beginnen.

Nach den Grußworten von Rita Hagemann und Uwe Blanke, dem stellvertretenden Koordinator des Bündnisses gegen Depression in der Rregion Hannover, begann der Abend unter der Moderation von Jan Egge Sedelies. Das Thema Depression wurde während des Abends in seinen verschiedenen Facetten dargestellt. Mit einer guten Mischung aus ehrlich ernsthaften Berichten und Humor gestaltete sich der Abend spannend und kurzweilig.

Uwe Blanke und Rita Hagemann begrüßen die Gäste des Poetry Slams

Beim Slam gingen insgesamt vier Poet*innen an den Start. In zwei spannenden Runden wurden Punkte und Applaus gesammelt, im anschließenden Finale traten dann Kersten Flenter aus Hannover und Tabea Farnbacher aus Bochum an. Per Publikumsentscheid ging Tabea Farnbacher als Siegerin hervor. Neben einem großen Applaus erhielt sie den KIBIS-Infokoffer!

JK

Einziger “Außeneinsatz” in diesem Jahr

Am Samstag, 26.09.2020 war es soweit, wir sind zum Familien- und Seniorentag nach Neustadt am Rübenberge gefahren. Dort auf dem Marktplatz haben wir im Regen unseren Pavillon aufgebaut, das Wetter war leider nicht auf unserer Seite. Unsere Nachbarn war die Deutsche Klinefelter-Syndrom Vereinigung e.V. – Regionalgruppe Niedersachsen. Es gab einen Bereich für Kinder und viele vielfältige Angebote. Trotz des Dauerregens kamen immer wieder Interessierte und informierten sich vor Ort.

Fazit: Für unseren ersten und einzigen “Außeneinsatz” dieses Jahr, war die Veranstaltung – trotz Dauerregen- ein voller Erfolg.

Gd

Am Samstag sind wir mal wieder unterwegs!

Schritt für Schritt für Schritt nähern wir uns den Dingen, die für uns zu anderen Zeiten Routine waren. In allen anderen Jahren läuten wir mit dem Hannoverschen Selbsthilfetag im Mai die Outdoor-Saison ein: ab dann tingeln wir von Stadtteilfest zu Stadtteilfest, besuchen die Selbsthilfetage in der Region und vertreten die Selbsthilfe stellvertretend für die vielen Gruppen bei Gesundheitstagen oder Seniorenmessen. Wir haben einen inzwischen stattlich ausgerüsteten Keller, wo allerhand gelagert ist: ein stabiler Holzstand, der bei jedem Wetter notwendige Pavillon (zuviel Sonne ist manchmal auch nicht besser als zuviel Regen), Werkzeugkisten, Werbematerial, Stifte, Flyer und alles, was die Sozialpädagogin so braucht, um auf Selbsthilfe aufmerksam zu machen. Um Besucher*innen anzulocken, haben wir uns im letzten Jahr sogar ein Fadenziehspiel bauen lassen: so hatten wir gehofft, zum Beispiel auf bunten Stadtteilfesten ein bisschen Aufmerksamkeit zu erhalten.

In diesem Jahr war bekanntlich gar nichts mit Selbsthilfetagen, Stadtteilfesten oder Seniorenmessen. Die Selbsthilfe war, wie die gesamte Gesellschaft, vor völlig neue Probleme gestellt, es galt über den sogenannten Lockdown Kontakt zu halten. Schritt für Schritt haben die Lockerungen nun vieles wieder möglich gemacht. Die Probleme, die die neuen Maßgaben und Hygieneregeln mit sich bringen, sind noch lange nicht gelöst – weder für die Selbsthilfegruppen noch für viele andere Bereiche.

Die Stadt Neustadt am Rübenberge hat sich getraut, an ihren Planungen festzuhalten und diese um neue Hygienestandards zu ergänzen: sie führt am Samstag in der Innenstadt einen Familien- und Seniorentag durch – und wir sind mit einem Stand dabei!

Nun heißt es für uns, endlich mal wieder: Auto packen! Einiges muss abgestaubt werden, die Kisten neu befüllt, das Fadenziehspiel soll endlich Premiere haben. Doch: wie wird nochmal der Pavillon aufgebaut? Wie funktioniert das Fadenziehspiel eigentlich? In welcher Reihenfolge stapeln wir am besten die Elemente des Holzstandes, damit sie in den Kurven nicht zu sehr hin- und herrutschen? Und: Das Fadenziehspiel muss doch im Keller bleiben – es besteht den Hygienetest nicht.

Wir freuen uns, endlich mal wieder rauszufahren und für Selbsthilfe in Gruppen zu werben – bleibt nur die bange Frage nach dem Wetter: es soll regnen am Samstag. Wetterfeste und vor allem warme Kleidung im Zwiebellook. Die Antwort auf die Frage, was ich denn wohl anziehe, die fühlt sich sehr bekannt an…

Es ist viel los hier in der KIBIS

Neulich bei uns in der Teambesprechung wollten wir einen Termin für das erste Treffen der nächsten neuen Gruppe vereinbaren – und haben keinen gefunden!

Es scheint, als hätte sich viel aufgestaut bei den Initiator*innen und jetzt wollen alle loslegen. Viele Gruppen hatten auch schon einen ersten Termin im März vereinbart. Und dann ist die ganze schöne Energie in den Kontaktbeschränkungen stecken geblieben.

Wir freuen uns darüber, dass nach der langen Zeit nun so viele Themen in der Selbsthilfelandschaft Platz finden. Die Interessierten und Initiator*innen lassen sich von der Unsicherheit, wie und ob Treffen über den Winter möglich sein werden, nicht abschrecken.

So befinden sich Gruppen zu vielen Themen in der Gründungsphase: Kaufzwang, Einsamkeit mitten in der Stadt, Einsamkeit im Quartierstreff Wiesenau, Bipolare Störung, Psychose und Schizophrenie, Depression nach der Tagesklinik, Depressionsgruppe für Männer, Genetisch bedingte Lipoproteinproduktion, Mobbing und Bossing in Neustadt, Schuppenflechte in Neustadt, Vaginismus, Verlassene Eltern…

Bis Anfang Oktober finden sich in jeder Woche zwei bis vier Gruppentreffen, und da sind noch nicht die Gesamttreffen inbegriffen, die (allerdings per Video) auch themenbezogen stattfinden werden.

Wenn wir dann bei den Gründungstreffen dabei sein wollen oder die Treffen hier bei uns im Hof oder (bei kleineren Teilnahmezahlen) im Konferenzraum stattfinden, wird es langsam eng: mehr als eine Gruppe findet keinen Platz und viele andere (Abend-) Termine finden inzwischen auch wieder statt. So puzzeln wir in jeder Teambesprechung neu, damit die Startenergie auch genutzt werden kann.

Für uns wird damit deutlich, dass Selbsthilfe auf Pausetaste nicht funktioniert. Wir alle wissen es ja schon: Selbsthilfe in Gruppen ist hilfreich und sowohl persönlich als auch gesellschaftlich von großem Nutzen – aber diese Dringlichkeit, die im Moment zutage tritt, ist (mal wieder) beeindruckend.

Nie

Es ist heiß – sehr heiß

und Corona bremst weiterhin Vieles aus. Zwei ungünstige Bedingungen für das Durchstarten in den „normalen Alltag“. Doch im Selbsthilfebereich sind Menschen aktiv und suchen für sich Unterstützung – bei uns laufen gerade sehr viele neue Gruppen an. Manche sind schon kurz vor dem Lock down gestartet, hatten sich aber noch nicht stabilisiert – andere waren in der Warteschleife und haben ungeduldig auf den Start gewartet. Trotz der wenig ansprechenden Parkplatzatmosphäre auf unserem Hof haben einige Gruppen gerne das Angebot, sich dort zu treffen angenommen. So haben sich Interessierte zu folgenden Themen zusammengefunden: Prokrastination (extremes Aufschieben), Einsamkeit, Männer mit Depressionen und Männer und Frauen mit Erfahrungen von sexueller Missbrauch in der Kindheit. In Kürze treffen sich Menschen mit Lichtempfindlichkeit, Kaufzwang, Psychosen und Verlassene Eltern.

Aber auch an weiteren Orten der Region Hannover sind Gruppen neu gestartet: in Neustadt zu Psoriasis (Schuppenflechte) und Mobbing/Bossing und in Langenhagen-Wiesenau zu Einsamkeit. Anfang September startet eine neue Gruppe zu Fibromyalgie in Burgdorf.

Es bewegt sich also eine Menge, weitere Themen sind in Vorbereitung und erscheinen immer unter dem Menüpunkt Neue Gruppen auf unserer Homepage.

Natürlich treffen sich die meisten der knapp 600 Selbsthilfegruppen in der Region Hannover auch schon lange wieder. Mit den teilweise räumlichen Einschränkungen und den geforderten Abstandsregeln waren alle aufgefordert individuelle Lösungen zu suchen. Es wird bei den aktuellen Entwicklungen in Bezug auf Covid 19 voraussichtlich bis zum nächsten Frühjahr eine Herausforderung bleiben, den Kontakt untereinander zu halten und Raum für Begegnungen zu schaffen. Wir sind gespannt wie alles weitergeht!

RH

Wir nutzen den Sommer….

… und die ruhigere Zeit zum Aufräumen – Sommerputz – sozusagen. In den 34 Jahren des Bestehens der KIBIS hat sich viel angesammelt. Natürlich ist zwischenzeitlich auch immer Etliches entsorgt worden, z.B. Daten von ehemals Selbsthilfeaktiven oder Ordner von aufgelösten Gruppen. Aber im „normalen Alltagsstress“ fällt das Sortieren von Papierbergen und Aussortieren von Aktenordnern manchmal schwer. Und der Server muss auch dringend „sortiert“ werden. Der digitale Bereich ist sogar problematischer, weil er für uns im analogen Raum keinen Platz wegnimmt. Im Server-Raum des Paritätischen Hannover ist alles gelagert – für uns eine entfernte Wahrnehmung. Der aufmerksame Blick beim Öffnen oder Abspeichern von Dateien lässt natürlich sichtbar werden, was da alles so rumliegt. Aber die Notwendigkeit des Beigehens wird nicht so dringend erlebt, wie bei den raumgreifenden und staubsammelnden Aktenordnern.

Die Herausforderung beim Aufräumen bzw. „Ausmisten“ besteht ja immer darin, sich für eine Trennung zu entscheiden: Trennung von Geschichte(n), Erinnerungen, Bildern, Geschaffenem usw. – und Trennung fällt natürlich selten leicht. Damit verbunden ist auch eine Entscheidung für die Zukunft, die nur in der Vorstellung existiert. Die Mitarbeiter*innen, die da sind und sich von Dingen trennen, entscheiden für zukünftige Mitarbeiter*innen, was für sie relevant sein könnte. Also ist das Aufräumen durchaus eine verantwortungsvolle Aufgabe. Fragen wie:

ist es für zukünftige Mitarbeiter*innen wichtig zu wissen

  •  dass „früher“ 40 bis 60 Aktive aus Selbsthilfegruppen an den Gesamttreffen teilgenommen und intensiv diskutiert haben?
  • dass es Ende der 1980iger ein beharrliches Bemühen um ein Selbsthilfezentrum in Hannover gab?
  • dass einzelne schon seit über 30 Jahren im Selbsthilfebereich aktiv sind und sich immer noch ein Selbsthilfezentrum wünschen?
  • dass es auf Landesebene einen Arbeitskreis Gesundheit gab, aus dem sehr viele Aktivitäten hervorgegangen sind, die heute noch nachwirken (der Begriff „Nachhaltigkeit“ war noch nicht in aller Munde)?
  • dass viele Themen von Selbsthilfegruppen schon Menschen vor 30 Jahren zusammengebracht haben?

und viele weitere müssen beantwortet und entschieden werde.

Auch für alle Kolleg*innen, die jetzt da sind ist das „Ausmisten“ eine Zeitreise und ein Eintauchen in die Selbsthilfegeschichte in der Region Hannover (früher Landeshauptstadt und Landkreis). Für die Zukunftsgestaltung ist es grundsätzlich wichtig, Erfahrungen aus der Vergangenheit mit zu nehmen, zu bewerten und in die Zukunftsentwicklung einfließen zu lassen.

Das ungeliebte Aufräumen bekommt eine tragende Bedeutung, eine Aufwertung, und wird damit vielleicht richtig spannend ….

RH

Telefon – Video – draußen und drinnen: die KIBIS probiert alles aus

Von den Gruppen hören wir, dass sie unterschiedliche Formate für ihre Treffen ausprobieren. Wir möchten die Gruppen dabei unterstützen und probieren kräftig mit:

Vor ein paar Tagen haben wir ein Gesamttreffen als Telefonkonferenz organisiert. Ziel dabei war, die Gruppen einzuladen, dieses Format zu testen und sich auszutauschen über das, was andere Gruppen tun. Und die Teilnehmenden konnten sich einfühlen, wie und ob das geht: über das Telefon in größerer Runde vertrauensvoll miteinander ins Gespräch zu kommen. Denn eine dienstliche Telefonkonferenz mit Tagesordnungspunkten und Chefin, die durch das Gespräch führt, mit Protokollant und Zeitvorgabe ist etwas anderes als der Austausch in Selbsthilfegruppen.

Unser Fazit: geht – und zwar sehr gut! Die Moderation aber auch die Teilnahme sind vielleicht etwas ungewohnt. Ansonsten ist alles wie in realen Treffen auch: Es ist sinnvoll, sich über Gesprächsregeln zu verständigen. Es muss sich jemand zuständig fühlen und den Überblick behalten. Darüber hinaus ist jeder und jede für sich und seine oder ihre Beiträge verantwortlich und trägt mit dem achtsamen Umgang mit dem Wortbeitrag zum Gelingen des Austausches bei.

Als nächstes planen wir eine Videokonferenz mit den gleichen Zielen: Technik testen, einfühlen, unverbindlich ausprobieren. Die Kolleginnen bereiten dies schon vor und laden dazu demnächst ein. Viele aus dem Team haben inzwischen an unterschiedlichen Videoformaten teilgenommen: große Konferenzen mit vorgefertigten Wortbeiträgen, kleine Austauschtreffen mit spontanen Wortmeldungen und fast alles dazwischen. Hier können wir berichten, dass mit jeder Teilnahme die Vertrautheit mit dem Format wächst. Was sich zunächst ungewohnt und hohl anfühlt, wird von mal zu mal angenehmer. Die Bedienungsmöglichkeiten der unterschiedlichen Tools, die für solche Konferenzen auf dem Markt sind, ähneln einander sehr. Und oft werden in den Konferenzen die verschiedenen Möglichkeiten zu Beginn gemeinsam erprobt: Da können alle mal ausprobieren, wie für einen Wortbeitrag die Hand zu heben ist oder eine Nachricht im Chat hinterlassen werden kann. Das Ausprobieren hilft, sich einzugewöhnen und die Eingewöhnung führt dazu, die Extras schätzen zu lernen. Später wird das sogar Routine.

Und noch ein neues Format beschäftig uns: das Outdoor-Treffen: den neuen Gruppen, die schon so lange auf einen Start warten, geben wir die Gelegenheit, sich auf unserem Innenhof zu treffen. Dies ist einerseits eine gute Sache, denn die Raumsuche ist ja für bestehende Gruppen schon schwer genug. Und wenn dann mehr als 10 Personen zusammenkommen wollen, ist ein Treffen in Innenräumen schwer hinzubekommen. Im Verlauf stellen wir fest, dass es bei Regen selbst jetzt im Sommer unterm Dach ganz schön duster wird. Und Waschbeton an Putzfassade sehen nicht so sehr gemütlich aus. Dafür sind unsere neuen Stühle für den Außenbereich umso gemütlicher. Robust, gut zu stapeln und schnell aufzubauen sind sie außerdem. Und ein Austausch von Angesicht zu Angesicht, mit Blick auf Gestik und Mimik ist wertvoll. Ein ungeschmückter Raum im Freizeitheim ist vielleicht auch nicht heimeliger als unser Parkplatz.

Auch Indoortreffen haben aufgrund der fehlenden Raumgrößen in ganz kleinem Rahmen schon bei uns im Konferenzraum stattgefunden. Namenslisten, Desinfektion, Abstandsregeln und Dauerlüftung selbstverständlich inbegriffen.

Egal ob drinnen oder draußen, per Video oder Telefon – jedes Format hat etwas für sich. Und in jedem Format gibt es Mängel: Hörgeschädigte können nicht telefonieren. Hochrisikopersonen sollten Treffen in Innenräumen meiden. Manche Ältere haben keine Technik für die Videokonferenz. Und draußen ist es kalt, nass oder zu laut. Es bleibt spannend, wie es weitergeht. Und wir kommen nach und nach zu dem Schluss, dass es vielleicht nicht die eine sinnvolle Lösung gibt, sondern es sich lohnt, sich die Vielfalt der Möglichkeiten allesamt anzueignen und zu nutzen!

Nie

Die Lockerungen sind lang erhofft und viel zu schnell

Wieso muss das alles immer so schnell gehen?

Der Lockdown mit seinen schnellen radikalen Maßnahmen hat mich, hat wahrscheinlich uns alle sehr überrascht. Dann folgten lange Wochen des Aushaltens und der bangen Frage, ob das denn alles so richtig war und ist. Auch wenn ich keinen Zweifel hatte, dass dieses Virus eine große Bedrohung darstellt, war dieses Aushalten eine Herausforderung für mich.

Beruhigend dabei fand ich die Erkenntnis einiger Studien, dass alle Maßnahmen zusammengenommen uns bis hier her vor der großen Katastrophe bewahrt haben. Das Gesundheitssystem hat gehalten – wenn auch viele Beteiligte unter großen Belastungen arbeiten mussten und dies auch immernoch tun.

Die Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen auf Heimbewohner und ihre Angehörigen, auf Kinder ohne die sozialen Kontakte aus Schule und KiTa, auf Eltern in der Doppelbelastung und auf die vielen Menschen, deren Existenzgrundlage bedroht ist, sind an dieser Stelle noch nicht absehbar.

Aus vielen Selbsthilfegruppen haben wir die Rückmeldung erhalten, dass die persönlichen Treffen mit allen Alternativen, die gesucht und gefunden wurden, nur schwer ersetzbar waren. Nun sind die Treffen wieder offiziell erlaubt und viele Gruppen sind schon wieder zusammengetroffen oder werden dies sehr bald tun.

Die Lockerungen waren also lang erhofft.

Trotzdem geht mir die Schnelligkeit der Lockerungen und die große Bandbreite dessen, was wieder möglich ist, viel zu schnell. Wenn denn die Maßnahmen so wirkungsvoll waren – wie können wir verhindern, dass nun alles wieder von vorne losgeht?

Ja, wir sind sensibilisiert. Die Maskenpflicht gilt an vielen Stellen noch. An die Abstandsregeln haben wir uns gewöhnt. Aber ich habe auch etwas über exponentielles Wachstum gelernt: es fängt schleichend und unerkannt an – und wenn es dann sichtbar wird, ist es in seiner Wucht nicht oder nur noch mit radikalen Maßnahmen aufzuhalten.

Ich hoffe, dass die Vorsicht und Vernunft im Umgang mit der immernoch großen Gefahr in unserer Gesellschaft überwiegt. Dass die Notwendigkeit des Kontaktes miteinander uns nicht unvorsichtig werden lässt. Dass wir nicht nur überlegen, was wir wieder tun wollen, sondern auch, wie wir dies maßvoll und achtsam tun können. Dass wir miteinander in Beziehung bleiben und trotzdem oder gerade deswegen aufeinander aufpassen. Es ist viel möglich. Und es sind auch viele Vorsichtsmaßnahmen möglich. Lasst uns dranbleiben – miteinander und füreinander.

Nie