Die Lockerungen sind lang erhofft und viel zu schnell

Wieso muss das alles immer so schnell gehen?

Der Lockdown mit seinen schnellen radikalen Maßnahmen hat mich, hat wahrscheinlich uns alle sehr überrascht. Dann folgten lange Wochen des Aushaltens und der bangen Frage, ob das denn alles so richtig war und ist. Auch wenn ich keinen Zweifel hatte, dass dieses Virus eine große Bedrohung darstellt, war dieses Aushalten eine Herausforderung für mich.

Beruhigend dabei fand ich die Erkenntnis einiger Studien, dass alle Maßnahmen zusammengenommen uns bis hier her vor der großen Katastrophe bewahrt haben. Das Gesundheitssystem hat gehalten – wenn auch viele Beteiligte unter großen Belastungen arbeiten mussten und dies auch immernoch tun.

Die Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen auf Heimbewohner und ihre Angehörigen, auf Kinder ohne die sozialen Kontakte aus Schule und KiTa, auf Eltern in der Doppelbelastung und auf die vielen Menschen, deren Existenzgrundlage bedroht ist, sind an dieser Stelle noch nicht absehbar.

Aus vielen Selbsthilfegruppen haben wir die Rückmeldung erhalten, dass die persönlichen Treffen mit allen Alternativen, die gesucht und gefunden wurden, nur schwer ersetzbar waren. Nun sind die Treffen wieder offiziell erlaubt und viele Gruppen sind schon wieder zusammengetroffen oder werden dies sehr bald tun.

Die Lockerungen waren also lang erhofft.

Trotzdem geht mir die Schnelligkeit der Lockerungen und die große Bandbreite dessen, was wieder möglich ist, viel zu schnell. Wenn denn die Maßnahmen so wirkungsvoll waren – wie können wir verhindern, dass nun alles wieder von vorne losgeht?

Ja, wir sind sensibilisiert. Die Maskenpflicht gilt an vielen Stellen noch. An die Abstandsregeln haben wir uns gewöhnt. Aber ich habe auch etwas über exponentielles Wachstum gelernt: es fängt schleichend und unerkannt an – und wenn es dann sichtbar wird, ist es in seiner Wucht nicht oder nur noch mit radikalen Maßnahmen aufzuhalten.

Ich hoffe, dass die Vorsicht und Vernunft im Umgang mit der immernoch großen Gefahr in unserer Gesellschaft überwiegt. Dass die Notwendigkeit des Kontaktes miteinander uns nicht unvorsichtig werden lässt. Dass wir nicht nur überlegen, was wir wieder tun wollen, sondern auch, wie wir dies maßvoll und achtsam tun können. Dass wir miteinander in Beziehung bleiben und trotzdem oder gerade deswegen aufeinander aufpassen. Es ist viel möglich. Und es sind auch viele Vorsichtsmaßnahmen möglich. Lasst uns dranbleiben – miteinander und füreinander.

Nie

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